Landmaschinen
1908 • International Harvester Co. GmbH / Neuss am Rhein • 1997


  Die IHC Neuss begann 1909 mit dem Verkauf von importierten Landmaschinen aus den USA.
1910 lief die eigene Fertigung von Rechen, Wendern, Mähern und Düngerstreuern an. 1914
folgte dann noch die Binderfertigung einhergehend mit der Bindegarnfertigung. In den 30er
Jahren war die IH-Neuss einer der führenden Hersteller von Landmaschinen in Deutschland.
Mit der Zunahme der Schlepperfertigung nach dem 2. Weltkrieg sank die Fertigung von
Landmaschinen und Anbau- und Ackergeräten von Jahr zu Jahr, bis man 1961/62 die
Landmaschinenfertigung nach über 1.700.000 Einheiten in Neuss einstellte, nachdem man bereits
1958 die Mähdrescherfertigung nach Heidelberg verlegt hatte. Eines der besten Produkte aus
diesem Bereich waren wohl die Messerbalken, die man sowohl in allen eigenen Mähern und
Bindern verbaute, als auch an andere Schlepperhersteller lieferte, die ihre Schlepper damit
ausrüsteten.
 

  Mäher und Binder

die ureigenste Erfindung C.H.McCormicks, wurden in Neuss von 1910 bis 1961 in über 472.000 Einheiten gebaut. Während Grasmäher und
Binder bis 1961 gebaut wurden, lief die Produktion von reinen Getreidemähern (ohne Garbenbindung) in den 1940er Jahren aus.
Hauptunterschied zwischen den frühen und späteren Versionen war der Antrieb über das Hauptrad, später über die Zapfwelle, bzw.
Grasmäher wurden ab den 1950er Jahren mehr und mehr durch Anbaumäher ersetzt. Alle Mäher und Binder gab es in den frühen
Produktionsjahren als Pferdezug, Ochsenzug (einspännig /mehrspännig) oder Traktorzug in unterschiedlichen Schnittbreiten, links- oder
rechtsschneidend , ab den 1930er Jahren auch mit. Normal-, Mittel- oder Tiefschnittmesserbalken. Der Antrieb über Zapfwelle setzte sich
Mitte bis Ende der 30er Jahre mehr und mehr durch, da diese Kraftübertragungsart gegenüber dem Hauptradantrieb wesentliche Vorteile
hatte. Alle Mäher und Binder gab es von "McCormick" und "Deering". Diese waren ab ca. 1925 baugleich, unterschieden sich nur in der
Farbgebung und der Typenbezeichnung. Als der Name "Deering" ab 1950 nicht mehr verwendet wurde, änderte sich die Farbgebung in das
bekannte IH rot / weiß. Mit Aufkommen der gezogenen- und Selbstfahrermähdrescher verloren diese Maschinen mehr und mehr an
Bedeutung und wurden für die Saison 1962 komplett aus dem Programm genommen.
 

  Rechen und Wender

Mit Einsatz der Produktion ab 1910 / 1911 wurden neben Mähern und Bindern auch verschiedene
Rechen und Wender gebaut. Heuwender mit 16 und 18 Zinken, Gabelheuwender in unterschiedlichen Arbeitsbreiten und Schwadenrechen
sowie das dazugehörige Zubehör wie Vorderwagen und unterschiedliche Deichseln wurden bis Anfang der 1960er Jahre gebaut.
Die wachsende Schlepperproduktion in Neuss, sinkender Absatz durch modernere Rechen und Wender der Konkurrenz und die Produkte
aus dem eigenen Konzern setzten der Produktion dieser Produkte in Neuss nach über 476.000 Stück ein Ende
Schwadenrechen wurden ab Mitte der 1960er Jahre aus französischer Produktion bezogen und auf dem deutschen Markt verkauft.

 

  Düngerstreuer
Wie Mäher, Binder und Rechen gehörten auch Düngerstreuer ab 1911 zum Standardprogramm der IH Neuss. Besonders die robuste
Konstruktion und die schnelle Reinigung der Streuer wurden in der Werbung hervorgehoben. Durch schnellen, werkzeuglosen Austausch der
Rüttelgitter konnte der Streuer auch als Sämaschine eingesetzt werden. Der Antrieb der Rüttelgitter erfolgte direkt über die Hauptachse der
beiden Räder und nicht wie bei Düngerstreuern anderer Hersteller über Kette. Beide Produktlinien - Deering und McCormick - liefen parallel
von 1911 bis 1950. Unterschiede zwischen beiden Produklinien war auch hier nur die unterschiedliche Farbgebung.
Danach blieben die Düngerstreuer noch bis etwa 1960 / 61 im Programm. Gebaut wurden etwas über 59.000 Stück.
In frühen Jahren für den Pferdezug konstruiert, gab es gegen Ende der Produktion auch eine Anhängevorrichtung für Schlepperzug.
 

 

Bindegarn
gehörte seit 1914 aus der eigenen Bindegarnspinnerei zum Programm der IH Neuss.
Als 1922 die Binderfertigung begann, erweiterte man die Produktpalette auch um Bindertücher für die Elevatoren der Binder.
Während des 2. Weltkrieges und der einhergehenden Knappheit an Sisal experimentierte man in Neuss mit gewachsten
Papierschnüren als Ersatz, allerdings mit wenig Erfolg. Mit dem Aufkommen der Mähdrescher in den 1950er Jahren, die das
Binden von Garben überflüssig machte, sank auch der Verbauch von Bindegarn- und tüchern rapide.
1954 wurde die Neusser Bindegarnspinnerei geschlossen und für andere Verwednungszwecke umgebaut.

 

 


  Selbstfahrer-Mähdrescher

Selbstfahrer-Mähdrescher wurden hauptsächlich in den USA und anderen großen Getreidemärkten bereits in größeren Stückzahlen verkauft,
als in Deutschland noch ein Großteil der Getreideernte mit Bindern eingeholt wurde. Ende der 1940er bis Mitte der 1950er setzten sich aber
auch hier mehr und mehr zuerst gezogene- und dann die Selbstfahrer-Mähdrecher durch. IH Neuss übernahm die bereits existierenden, in Frankreich
gebauten Mähdrescher und passte diese den deutschen Bestimmungen und Markterfordernissen an.
Die ersten
Selbstfahrer-Mähdrescher wurden noch im Werk Neuss gebaut, aber aus Platzgründen wurde 1958 das Heidelberger Werk für die
Mähdrescherproduktion in Betrieb genommen. Hier liefen bis 1964 rund 6.500 Mähdrescher der Typen "D 8-61" und D 8-62" vom Band.
Ersterer mit einem 28 PS-VW Industriemotor und der "D 8-62" mit einem 30 PS-IH Motor und etwas mehr Schnittbreite.
Die Mähdrescher-Produktion in Heidelberg wurde 1964 zugunsten der Baumaschinenproduktion eingestellt.

 

  Sonstige Maschinen
In den Jahren 1911 bis ca. 1920/21 baute man ausschließlich Maschinen amerikanischer Konstruktion, die für den deutschen Markt angepasst
waren. In Neuss wurde aber ab etwa 1920 mit einer kleinen Mannschaft von Konstrukteuren daran gearbeitet, die gebauten Maschinen zu
verbessern und an deutsche Markterfordernisse anzupassen. 1922 wurde der erste IH-Binder "aus deutscher Konstruktion" vorgestellt. In all
diesen Jahren bis Anfang der 1960er Jahre wurden neben dem Standardprogramm auch andere Maschinen oder Geräte gebaut, zum Teil in
Kleinstserien, weil sie nicht den erhofften Verkaufserfolg brachten, oder, weil sie nicht über das Prototypstadium hinaus kamen, aus welchen
Gründen auch immer. Dazu gehörten Kultivatoren, Walzen, Pflüge, Kartoffelleger- und roder. Andererseits wurde das komplette weltweite
IH-Programm aller anderen IH-Werke angeboten, soweit Bedarf für den deutschen Markt vorhanden war.
 

© matbush